...weil es schon so lange her ist, dass ich diesen Song gefeatured habe und er anlässlich eines "Experiments" auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland immer noch so schön aktuell erscheint, gibt es hier ihn hier nochmal: den Twitter-Song:
Da gab es doch eine ziemlich interessante Diskussion zum Thema "Verändertes Verhalten: Wer kommuniziert was und wo?", die eigentlich dieses Thema zwar inhaltlich nicht wirklich diskutierte (also: eher unabhängige Beobachtungen wären eigentlich schön gewesen bzw. hätte ich mir unter der Veranstaltungsbeschreibung vorgestellt), dafür aber das ganze zumindest in einer Variante praktisch ausprobierte...
die Podiumsdiskussion wurde begleitet von einem Twitter- (und SMS, aber: "SMS ist so 'yesterday'" (ein Tweet)) stream, der live in den Saal übertragen wurde. Deklariert wurde das ganze als "total neues" Experiment, wobei ich gerüchteweise gehört habe, dass es eine solche Vorgehensweise auch auf dem Taz-Kongress (z.B. zum Thema Klimawandel) bereits gegeben hat (und wahrscheinlich an vielen anderen Stellen auch). Das Konzept der Veranstaltung kann man im Netz ganz gut nachlesen, Ergebnisse (trotz live-stream, live-twittern etc.) sind leider gar nicht aufzufinden (ist das Zufall oder symptomatisch????).
Deshalb (und weil ich es sowieso loswerden wollte) hier die für mich wichtigsten (eigenen und fremden) Gedanken aus der Diskussion:
- wenn es um Multitasking geht, müsste das eigentlich eine Frau moderieren (per SMS zum Thema 'Überforderung des Moderators')
- jeder wird überlegen müssen, was seine Kernkompetenz ist (M. Schiewack vom MDR Jump - bezogen auf die jeweilige 'Marke' eines bestehenden Mediums --- gilt das evtl. auch für den einzelnen User?)
- In Veranstaltungen dieser Art sollte man als wichtiges Überlebenstool ein ausreichend starkes Fernglas mitbringen - zumindest solange die Verantwortlichen nicht größere Bildschirme/Leinwände aufstellen und/oder den Schriftgrad der Tweets etwas größer stellen können
- Relevanz wird vom Rezipienten definiert - und das war eigentlich schon immer so (per Twitter)
- das Medium bestimmt die Diskussion - alle starren auf die Bildschirme, ins Publikum schaut man kaum noch, die Tweets werden auch recht durchgehend aufgegriffen und tendieren damit dazu, die Diskussion inhaltlich zu bestimmen (beobachtet von Johnny Haeusler, Spreeblick Verlag)
- es scheint deutlich einfacher zu sein, über Twitter/SMS mitzudiskutieren als im Saal direkt eine Frage zu stellen (--> Anonymität?, Echtzeit-Beteiligung, ohne die Diskussion direkt unterbrechen zu müssen?)
- Twitter als Institutionalisierung und Verbreiterung des "sidetalks" (wenn ich getwittert hätte, dann das, was ich sowieso meinem Sitznachbarn zugeflüstert habe - nur dass dann deutlich mehr Menschen darauf antworten können)
- funktioniert web 2.0 nur über Selbstbespiegelung - also: gibt es eigentlich Menschen, die über etwas anderes twittern als über twitter oder web 2.0?
- "Ignorieren lernen ist ganz wichtig" (M. Schiewack)
- Medienkonvergenz muss immer mitgedacht werden, web 2.0 kann dabei möglicherweise eine Demokratisierung bedeuten - das löst aber m.E. nicht das Problem, dass jeder alles sagen kann nur niemand ihm zuhört
- es gibt bei solchen Veranstaltungen (z.B. mit live-twittern) tatsächlich - auf jeden Fall für mich, aber scheinbar auch für andere - doch ein Problem mit dem Aufmerksamkeitsfokus... die Vervielfältigung der Organe hin oder her, der ständige "Wechsel der Aufmerksamkeit" muss erstmal geschafft werden. Davon abgesehen ist auch fraglich, ob dies immer und überall so gewollt sein kann - denn mir ist aufgefallen, dass (1) der Podiumsdiskussion folgen; (2) den Twitter-Seitengesprächen folgen, die z.T. sehr anregende Gedanken enthielten und (3) darüber auch noch selbst nachdenken bzw. sich über den eigenen Standpunkt klar werden nicht wirklich gleichzeitig möglich war... ich sehe die Gefahr, dass meistens das eigene Nachdenken 'hinten runterfällt' (und dann entweder nachgeholt werden muss - auch in Form von blogposts wie diesem, die dann viel zu lang werden - oder aber ganz wegbleibt was nicht wünschenswert ist...
- letztlich nur angetippt wurde das Problem der "Zersplitterung der Gesellschaft in verschiedene Sphären" (von J. Wagner, rbb, Moderation)
- zuhören (und Zuhörer finden) wird sich in der Zukunft möglicherweise als Schlüsselproblem erweisen - weniger das Verbreiten von Informationen und Kommunikationen
Den Rest meiner flüchtigen Notizen kann ich leider nicht mehr lesen... vielleicht wäre mein Nutzen aus einem microblogging-Dienst (um nicht immer Twitter zu nehmen, wenn man eigentlich ja dem OpenSource-Gedanken anhängt) schon dies, dass ich nicht per Hand Notizen machen müsste (ok, ein offline-Notebook würde es auch tun...)
Wir sind zurück!
vor 2 Monaten